Geschichte

Die Geschichte unseres Vereins in drei Teilen

1899 König Eduard Bechen mit Gefolge
Chronik Teil 1

Chronik Teil 2

Chronik Teil 3

… und Geschichten

Auch in dieser Ausgabe unseres Festheftes eine neue Folge der beliebten Grünweißen Geschichten. In diesem Jahr war ich zu Gast bei unserem General Dieter Miertz. Dieses Amt bekleidet er nunmehr seit 25 Jahren. 1963 in seinem Eintrittsjahr war er Mitbegründer einer mir bis zu unserem Gespräch völlig unbekannten Gruppe: „Die Spätheimkehrer“. Danach durchlief Dieter einige weitere Formationen. Heute ist er Mitglied im Jägerzug „Stelle Jonges“. Sein Schützenleben ist ein sehr bewegtes. Dieter war über 30 Jahre im Vorstand unseres Vereins tätig, so u. a. als 2. Vorsitzender. 1976 erfüllte er sich seinen Traum einmal Schützenkönig des Schützenvereins „Klein Jerusalem“ zu sein. 1974 war er 2. Minister und 1989 bekleidete er das Amt des 1. Ministers.

So hatte er auch einiges zu erzählen:

„Als Norbert Bornewasser 1974 König war, aßen wir mit dem kompletten Königshaus an einem Schützenfestabend in der Wirtschaft „Zur Eierquelle“. Wir wurden mit Autos dorthin gefahren. Das Essen war sehr lecker, nun galt es wieder zurück ins Festzelt zu fahren. Doch zum ausgemachten Zeitpunkt waren keine Fahrzeuge da. Was tun? Unsere Frauen konnten unmöglich mit ihren Festkleidern den weiten Weg zu Fuß laufen. Da fiel uns ein, dass da doch der Linienbus fährt. Gesagt, getan. So ist das komplette Königshaus mit dem Linienbus bis zur Kapelle gefahren. Der Fahrer hat vielleicht geguckt…“

Königstanz 1976
Königspaar 1976: Dieter [&] Lydia Miertz beim Königstanz mit General Peter Gather und Adjutant Franz-Josef Verhalen

„Als ich 1976 König war, sind wir Montagabend spät aus dem Zelt ausgezogen. Natürlich machten wir noch Station bei Lenzen. Frühmorgens haben wir mit der gesamten Mannschaft auf dem weiteren Weg in unser Domizil noch Manfred Hages aus dem Bett geklingelt. Der hat dann kurzerhand noch sein Schifferklavier mitgenommen und so zogen wir durch Neersen. Unterwegs trafen wir noch den Bäcker, der seine Brötchen auslieferte. Da haben wir direkt welche mitgenommen und bei uns zu Hause noch mit allen Mann gefrühstückt. Im ganzen Haus verteilt haben wir dann viel zu wenig geschlafen. Am Vormittag standen schon die ersten Gäste wieder auf der Matte und in feucht fröhlicher Runde fand die wohl erste Juxparade des Vereins statt…“

„Früher war ich natürlich auch bei den Sportschützen aktiv. Wir fuhren sonntags stets zu einigen Wettkämpfen. Wenn die erfolgreich verliefen, lud Hans Seib uns Jungspunde öfters zum Reibekuchenessen ein. Natürlich mussten wir die noch backen. Auch ein paar Bier wurden dabei getrunken Wie danach die Küche aussah, muss ich hier nicht näher erwähnen…“

1985 General & Platzmajor

Einzug ins Festzelt mit Jakob Niehsen mit König Georg Dunkel, Minister Ernst Hildebrandt und Kurt Gefges, sowie Königsoffizier Bruno Lietz

1988 General & Adjutant

General Dieter Miertz und Generaladjutant Jakob Baumann 1988 in Aktion bei König Wolfgang Peter

Christi Himmelfahrt war früher immer die Hölle los auf unserem Festplatz. Da wurde am Nachmittag auch noch Eintritt ins Festzelt verlangt. Wir Offiziere mussten die Besucher im Festzelt kontrollieren, ob sie nicht noch Überbleibsel vom eintrittsfreien Vormittag waren. Einen hatte ich erwischt und ich verwies ihn des Zeltes, da er keinen Eintritt zahlen wollte. Er sagte, „Wir sehen uns noch“. Keine 2 Minuten später stand der tatsächlich wieder an der Theke. Ich verwies ihn wieder des Zeltes. So ging das noch einmal. Da habe ich mit ihm an der Theke ein Bier getrunken und irgendwie geschafft, dass er doch Eintritt zahlte. Hartnäckigkeit zahlt sich eben aus…“

„Die Generalität wurde früher in jedem Jahr vom gesamten Verein beim Platzmajor Jakob Nießen abgeholt. Also trafen wir uns einige Zeit vorher bei ihm. Jakob hat uns stets wie die Fürsten bedient. Neben Zigarren und Zigaretten stand dort eine riesige Auswahl aller möglichen Getränke auf dem Tisch. Es lohnt sich halt, in der Generalität zu sein…“

„Wie ich zur Generalität kam, ist ganz einfach. Der damalige General Peter Gather fragte mich in der Gastwirtschaft „Zur Eierquelle“, ob ich der Generalität nicht aushelfen könnte, da einer ihrer Kameraden verstorben war. Klar, so nach 2 – 3 Bier sagt da jeder Ja. Nun hatte ich aber ein Problem. Ich konnte doch gar nicht reiten. Da ich in Osterath arbeitete und mein Vater dort einen alten Reitstallbesitzer kannte, nahm ich bei ihm einige Reitstunden. So ritt ich das gesamte Schützenfest im Mai auf einem geliehenen Gaul. Nach dem Fest nahm ich noch einige Stunden mehr und der Reitstallbesitzer verkaufte mir doch glatt noch ein Pferd…“

„Apropos Pferd! Eines meiner geliehenen Pferde, auf dem vor mir schon Willi und Peter Gather durch Neersen geritten sind, hatte einen passenden Namen. Der Gaul hieß „Stuffkamp“. Warum er den Namen hatte, ist nicht bekannt….“

„Bei der Parade stand die Generalität früher hoch zu Ross beim Königshaus. Dies passte einer Anwohnerin jedoch nicht. Sie sagte uns, wir durften hier mit den Pferden nicht mehr stehen. Zunächst mal scherte uns das wenig und einer der Gäule muss dies auch noch gehört haben. Bei der Parade am nächsten Tag setzte er ihr einen großen Haufen direkt auf die Fensterbank! Pferde sind halt kluge Tiere…“

„Früher mussten wir noch Königsgeld bei den Neersener Wirten kassieren. So zog ich mit Jakob Nießen los. Dummerweise gab es zur damaligen Zeit noch einige Wirte mehr im Dorf als heute. Dementsprechend sahen wir auch aus, als wir nach Hause kamen…“

„Montagmorgens zogen früher einige Schützen weniger mit als heute. Nach dem Friedhofsgang ging es dann auch nicht direkt zurück zum Zelt. Wieder auf der Hauptstraße angekommen machten wir zunächst Station bei Horster (heute Laumen). Dann zog der Zug weiter nach Kronen um dann noch bei Stocks einzukehren. Wir Offiziere hatten derweil auch noch in der Metzgerei Johann Vander einige Bratwürste auf unsere Degen gespießt. So hatten wir eine Menge Spaß, bis wir schließlich nicht mehr ganz nüchtern ins Festzelt einzogen…“

„Unser Platzmajor Jakob Nießen erwartete von uns Offizieren stets strengsten Gehorsam. Den haben wir ihm jedoch einmal beim Kleiderappell verweigert und eröffneten ein provisorisches Offizierskasino. Da ging es hoch her und Jakob hat nicht schlecht gestaunt…“

Erzählt von Dieter Miertz,
niedergeschrieben von Thomas Hecker.

Auch in dieser Ausgabe unseres Festbuches wieder eine Episode unserer beliebten „Grünweißen Geschichten”. Dieses Mal war ich zu Besuch bei unserem Schützenkameraden Peter Mackes. Peter ist Gründungsmitglied des Jägerzuges „Edelweiß“ 1975 und war lange Zeit deren Zugführer. Krankheitsbedingt musste er leider kürzer treten und den „aktiven Dienst” quittieren. Seit einigen Jahren ist er maßgeblich mit der Erstellung dieses Festbuches betreut.

Hier seine Erlebnisse:

„Im Herbst 1975 gründeten Rudi Schaube, Juppi Bleier und ich unseren Jägerzug und gaben ihm den Namen „Edelweiß“. Bei unserem ersten Schützenfest im Mai 1976 waren wir bereits 7 Mitglieder. Auf den[nbsp] ersten unserer Fotos von damals sind nur 6 junge Schützen zu sehen. Das liegt daran, dass unser Schützenkamerad Rolf die Aufgaben der Schule wohl falsch verstanden haben musste, denn er durfte deshalb im ersten Jahr nicht mit marschieren…“

Edelweiss 1976
Bei der „ersten Vorparade” im Jahr 1976 (Königshaus Dieter Miertz):
Hinten: Ralf Hecker, Juppi Bleier, Mitte: Harald Schmidt (Flügeloffizier), Dieter Streithoven (1. Zugkönig), Rudi Schaube – Vorne: Peter Mackes (Zugführer)[nbsp] – Mit feuchtem Auge fehlte: Rolf Hartmann

„In dieser Zeit haben wir aktiv am Schießsport in „Klein-Jerusalem“ teilgenommen. Nach den Trainingsstunden gingen wir „wie die Großen“ in unser Vereinslokal. So fanden unsere ersten Kneipengänge ab 1976 bei Mia Lenzen statt.[nbsp] Die Gute hieß bei uns „Mama Mia“ (da war der Abba Hit noch ziemlich unbekannt – wer weiß, wo die den abgekupfert hatten). Mama Mia hat uns auch unser „erstes Bier“ (Alt-Schuss) gezapft. Sie sagte dann stets verständnisvoll: Ich tu Euch ein bisschen mehr Schuss rein! Na ja, ob das der Wahrheit entsprach???“

Edelweiss 1977
Kurz vor dem Antreten 1977 bei Fam. Schaube:[nbsp] Hinten: Dieter Streihoven, Ralf Hecker, Guido Stegmann – Davor: Günter Joosten, Juppi Bleier, Udo Hormes, - Erste Reihe: Rolf Hartmann, Rudi Schaube, Wolfgang Esser – Vorne: Harald Schmidt und Peter Mackes

Schützenfest Dienstag waren wir stets bei „Kronen“. An diesem Tag schmissen wir jahrelang die ganze Kneipe. Warum das Lokal den Beinamen „Hotel zum schmutzigen Löffel“ hatte, na ja, da soll sich jeder selber seinen Reim drauf machen: Wir jedenfalls haben uns da immer „Sauwohl“ gefühlt. Mit uns wohl noch einige mehr, denn „unser Dienstag” entwickelte sich traditionell und hatte schon kurze Zeit später einige gern gesehene “Stammgäste“ aus anderen Schützenzügen.[nbsp] An einem dieser besagten Dienstage machten wir zur fortgeschrittenen Stunde Ingelores Küche unsicher. Da am Vorabend das „Colonia Duett“ (Du Ei) bei uns im Festzelt war und unser Zugspieß noch nach einem Orden für den Schützen mit den meisten Einträgen in seinem Buch suchte, beschlossen wir kurzerhand einen Eierorden zu basteln. Gesagt, getan ! – In Ingelores Küche stand danach nix mehr, wo es hingehörte. Wir bliesen jede Menge Eier aus und unser Spieß hatte seinen Spaß am neuen Orden. War ein tolles Teil – aber heil bis nach Hause ist der verständlicher Weise nicht gekommen. Da sich naturgemäß die Eier auch nicht über Jahrzehnte gehalten hätten, haben wir gleich im zweiten Jahr eine Kette aus Bierkorken gebastelt bekommen. Diese „Auszeichnung“ wird seither jedes Jahr für das „schwarze Schaf“ mit den meisten Spießschräumeln verliehen und das hat noch bis heute Bestand…“

„Im Festzelt klagte uns Juppi Bleier Montagabends einmal sein Leid, dass er doch sooo klein ist. Unser Schreinerlein Thomas Schlösser schnappte dies auf und ließ daraufhin seine Nachtruhe sausen. Er montierte von Damenschuhen (wo sollte er auch auf die Schnelle so kleine Herrenschuhe her bekommen?) die Absätze ab und schreinerte noch in der Nacht 20 cm hohe Holz-Sohlen, komplett in Form geschliffen, verklebte und verschraubte sie mit den Schuhen. Morgens bei Ecky hatte Juppi dann mal so richtig den Überblick…“

„Meine damaligen Kameraden hatten es nicht immer leicht mit mir. Wie oft die mich nachts gesucht haben ist nicht überliefert. Einmal ging ich früher aus dem Festzelt, weil es mir nicht so gut war. Die Kameraden und meine Frau nahmen an, ich sei nach Hause. Als meine Frau später in unser Schlafzimmer kam, war ich aber nicht da. Vor lauter Schreck hat sie sich wieder angezogen und ist zurück ins Festzelt. Da hat sie meine Freunde mobilisiert nach mir zu suchen. Wo die mich überall in Neersen vermutet haben! Als sie dann zurück zur Kirmes kamen, sahen sie ganz oben auf der Raupe einen Säbel an dem ein Hut hing. Das war meiner! – Drunter ich! … selig schlafend in einem der Sitze: Hätten die doch gleich da nach geschaut…“

„Wir gingen an Schützenfest Sonntag stets im Vereinslokal essen. Vom Festzelt aus ging es zu Fuß an der Shell Tankstelle vorbei. Da sah unser Harald in der Ferne den Linienbus kommen. Er sagte zu uns, wir sollen uns alle an die nahe Bushaltestelle stellen. Gesagt, getan: Wir wussten ja nicht, was er vor hatte. Der Bus kam, hielt und der Fahrer öffnete die Türe. Harald schritt zum Fahrer und fragte ihn: Fahren Sie nach Krefeld ? Der Fahrer bejahte dies. Daraufhin spontan Harald: Schöne Strecke, kenn ich! – Noch bei Noever standen uns vor Lachen die Tränen in den Augen…“

Edelweiss 1993
Beim Essen im Vereinslokal – Schon früher immer gerne dabei: Dennis Mackes, heute selbst aktives Mitglied bei den „Flotte Jonges”

„Wie gesagt – an Schützenfest Dienstag war Kronen komplett in unserer Hand. Da hatten wir jede Menge Spaß und unser Nationalgetränk hieß „Schwalmtaler“ – so ein rotes Gesöff. Bereits am frühen Mittag war bei Ecky, dem Wirt, Schwalmtaler ausverkauft. Da schwor er, dass ihm das nicht noch einmal passiere. Im nächsten Jahr hat er sich extra bei Verboket Willi kanisterweise mit dem Zeugs eingedeckt. Hat ihm aber nix genutzt. Am Nachmittag war er wieder blank… Aus dieser Zeit stammt auch unser Trinkspruch. Jedes Mal, wenn Ecky mit einer Runde „Roten“ an den Tisch schritt, verdunkelten wir die Fenster und Harald stimmte an: Sie kamen an ein Häuschen von Pfefferkuchen fein, wer mag der Herr wohl, von diesem Häuschen sein? Huh, huh, da schaut eine garstige Hexe raus, aus…“

„Mein Schützenkamerad Dieter Streithoven und ich sind spät abends aus dem Festzelt raus. Na ja, ganz so fit waren wir wohl nicht mehr. Damit wir uns auf unserem langen Nachhauseweg ein wenig ausruhen konnten, nahmen wir eine Bank mit. Die erste Pause legten wir ausgerechnet mitten auf der Kreuzung am „Schwarzen Pfuhl“ ein und regelten zur späten Stunde erst einmal den Verkehr…“

„Wir sind mit der Schützengruppe auch öfter auf Kegeltour gefahren. In einem Jahr waren wir im Sporthotel Stockhausen im Hoch-Sauerland. War eine super Tour mit allem was dazugehört. Beim Mittagessen (kurz vor der Heimreise) waren wohl alle noch ein wenig von den tollen Tagen besäuselt: Wolfgang Hartmann wollte sich noch ein Eis bestellen. Er holte den Ober und gab seine vielsagende Bestellung ab: Ein gemischtes Eis – aber alles nur Vanille…“

„Auf eines sind wir besonders stolz und es werden auch nicht mehr viele wissen: Die Verkleidung unseres Vereinslokales „Haus Laumen“ wurde seinerzeit komplett von uns in Eigenregie gebaut. War viel[nbsp] Arbeit aber die Treffen haben auch eine Menge Spaß gemacht. Muss sich dabei wohl um echte Qualitätsarbeit handeln! – Schließlich schmückt sie auch heute noch unser Vereinslokal und wird federführend von den „Edelweiß-Kameraden“ aufgebaut.“

Edelweiss 1992
Text Aufbau: Heute noch am Vereinslokal im Einsatz. Hier: Der erste Aufbau im Mai 1992

Erzählt von Peter Mackes,
niedergeschrieben von Thomas Hecker.

Auch in diesem Festbuch wieder eine neue Folge unserer „Grünweißen Geschichten“. In diesem Jahr war ich zu Gast bei Peter Wahlen, Peter Silkens, Fredi Lück und Rudi Kleindienst aus der Gruppe „Junge Kameraden“, die im nächsten Jahr ihr 40jähriges Bestehen feiert.[nbsp] In dieser Zeit haben sie gemeinsam einiges erlebt, wie ihr im Folgenden lesen könnt.

Hier ihre Erlebnisse:

„Schützenfest 1980. Klaus Terkatz dachte in diesem Jahr wohl, er könne sich selber befördern. Anstelle seiner Flügeloffiziersschnur trug er beim Antreten die Schnüre eines Majors. Ist uns natürlich sofort aufgefallen. Dies haben wir dann pflichtbewusst dem damaligen Platzmajor Jakob Niehsen gemeldet, der bekannt war für seine drakonischen Strafen. So verdonnerte er Klaus zu einem Eimer „Altbier“. Klaus nahm dies wörtlich und schwuppdiwupp stand ein 10 Liter Eimer Altbier auf dem Tisch. Daraus haben wir dann den ganzen Morgen unsere Gläser gefüllt…“

Junge Kameraden 1968
Ein Bild aus dem Gründungsjahr 1968.
Vorne vlnr: Peter Silkens, Jürgen Hoster
Hinten vlnr: Hansi Peters Fredi Lück, Heinz Josef Deckers, Thomas Nauels und Peter Hütten

„Gruppentour zum Münchener Oktoberfest. Wir waren etwas früh zum Frühschoppen. Die Zelte wurden gerade erst geöffnet. So war der Tag lang und wir am frühen Abend schon wieder im Hotel. Wir haben uns dann alle ein wenig aufs Ohr gelegt. So gegen 23.00 Uhr wurde Peter Wahlen wach und erschrak fürchterlich. Da er eine Uhr mit Ziffernblatt trug, dachte er, es wäre bereits 11.00 Uhr am nächsten Morgen. Wir konnten ihn gerade noch davon abhalten, zum Frühstück zu gehen…“

„Unser Kamerad, Heinz Peters hat vor einigen Jahren Hühner aus der Legebatterie gerettet und hielt sie nun bei seinem Schwager Heinz Josef Deckers. Da hatten es die Tiere gut. Der hat uns jedoch davon erzählt. So kamen wir auf die Idee, unserem Heinz auf Schützenfest einen Streich zu spielen. Wir fingen die Tiere ein und sperrten sie in große Behältnisse. Die stellten wir ins Zelt hinter der Musik ab. Bei der Durchsage „Herr Peters bitte holen Sie ihre Tiere bei der Band ab“, öffneten wir die Behältnisse, und die Hühner schwirrten durchs Zelt. Heinz hatte mächtig Arbeit, seine gefiederten Freunde wieder einzufangen. Seitdem heißt er bei seinen Schützenkameraden liebevoll „Henne-Heinz“…“

Junge Kameraden 1974
Kränzen des Wachlokals „Auf dem Wall“ 1974
vlnr: Klaus Terkatz, Peter Wahlen, Fredi Lück, Wolfgang Peter, Lokalwirt Dieter Westermann und Manfred Klein

„Hochzeit unseres Zugführers Wolfgang Peter und seiner Hanni in Imst/Tirol. Wir reisten frühzeitig an. Doch was macht man am Hochzeitstag mit dem Vormittag, wenn die Feierlichkeiten erst nachmittags beginnen. Na klar – man überbrückt die Zeit mit einem zünftigen Frühschoppen. Doch wir bekamen noch rechtzeitig die Kurve und machten uns auf unseren Zimmern fertig. So auch Peter Silkens und Manfred Klein, die sich ein Zimmer teilten. Manfred hatte jedoch noch eine größere Flasche Kümmerling von zuhause mitgebracht, die noch flugs von den beiden geleert wurde. Als zum vereinbarten Zeitpunkt Peter Silkens nicht erschien und auch Manfred uns aus guten Gründen keinerlei Auskunft geben konnte, schauten wir nach. Schließlich fanden wir Peter selig in der Wanne liegend mit einem Gummientchen spielend. Wir hatten vielleicht Arbeit, ihn in die Kirche zu bekommen…“

„In unserer Gruppe gab es früher jede Menge guter Sportschützen. So war es auch in der befreundeten Gruppe „Gut Schuss“, mit der wir uns alljährlich zur Vereinsmeisterschaft um die beste Mannschaftswertung[nbsp] messen. Meist hatten die Kameraden von „Gut Schuss“ die Nase vorn, und es waren dennoch sehr schöne Abende mit den Kameraden. Doch in diesem Jahr haben wir sie endlich gepackt. Werden halt älter, die Kameraden von „Gut Schuss“…“

Junge Kameraden 1987
Wolfgang Peter König 1987
Vorne: Peter Silkens
Hinten vlnr: Manfred Klein, Uwe Köffer, Fredi Lück, Wolfgang Peter, Klaus Terkatz, Heinz Peters, Heinz-Josef Deckers und Peter Wahlen

„Wir waren bei Ausflügen immer bestens organisiert! Jeder wusste, was er zu tun hatte. So auch bei unseren Touren in den Center Park. Die einen kochten, die anderen spülten und wieder andere räumten auf. Nur unseren Heinz Peters hatten wir vergessen. Der durfte dann die Terrasse kehren – auch wenn das gar nicht nötig war…“

Aus seiner Zeit bei den „Stelle Jonges“ wusste Rudi Kleindienst auch noch ein wenig zu erzählen:

„Meine Frau Martina wollte Schützenfest immer tanzen. War für mich ein Graus, doch zum Glück hatten wir einen Junggesellen in der Gruppe, der das prächtig konnte. Mit ein paar Mark konnte ich ihn auch schnell überzeugen und der Abend war gerettet…“

Junge Kameraden 1973
Die „Jungen Kameraden“ während des Umzuges 1973,
Zugführer Wolfgang Peter

„Nach einer Zugversammlung ging ich spät abends nach Hause. Ich wollte meiner Frau Martina noch was Gutes tun und ein paar Blumen pflücken. Doch das mit dem Pflücken klappte nicht mehr so gut und ich riss ein komplettes Büschel samt Wurzel aus einem Vorgarten. Zuhause angekommen, lud ich ihn in der Spüle ab und legte mich zufrieden ins Bett. Am nächsten Morgen wurde ich durch einen lauten Schrei von Martina geweckt. Lauter Ameisen in unserer Wohnung. Da hatte ich wohl noch ein paar blinde Passagiere mitgebracht…“

Erzählt durch Peter Wahlen, Peter Silkens, Fredi Lück und Rudi Kleindienst,
niedergeschrieben durch Thomas Hecker.

Grünweiße Geschichten
Sie sind mittlerweile zur festen Einrichtung in unserem Festbuch geworden: Unsere „Grünweißen Geschichten“. In diesem Jahr war ich zu Besuch bei unserem Schützenkameraden Peter Schillings aus dem Jägerzug „Stelle Jonges“. Wie in jedem Jahr habe ich auch dort nette Begebenheiten erfahren, die ich für Euch niedergeschrieben habe.

Hier seine Erlebnisse:

„Vor den entscheidenden Schüssen auf den Königsvogel im Jahr 1978 habe ich mit meinem Kameraden Karl Verhalen gewettet. Wenn er den Vogel von der Stange holt, trage ich im kommenden Jahr das Blumenhorn. So kam es dann glücklicherweise auch. Da unser Blumenhorn immer von meinem Gruppenkameraden Addi Streithoven getragen wird, beschlossen wir kurzerhand ein zweites Horn stecken zu lassen. War zwar ganz schön schwer das Teil, aber Karl zu Ehren trug ich das zweite Horn gerne. Sah auch gut aus…“

Königsjahr 1979, König Karl Verhalen Minister Franz Josef Verhalen und Siegfried Hausmann
Königsjahr 1979, König Karl Verhalen Minister Franz Josef Verhalen und Siegfried Hausmann

„Zu den Mitgliederversammlungen des Vereins sind wir stets gerne gegangen. Die dauerten auch immer schön lange. Doch auch der schönste Morgen hat mal ein Ende. Aber das Ende der Versammlung muss ja nicht zwangsläufig auch das Ende des Tages bedeuten. Also gingen wir jedes Mal abwechselnd zu einem anderen Kameraden der Gruppe nach Hause. Dort ging es dann weiter. Und da Bier ja bekanntlich hungrig macht, schlugen wir uns nach einiger Zeit ein Paar Eier in die Pfanne. Unsere Frauen freuten sich danach stets über die aufgeräumte Küche…“

„Unsere Gruppe war seinerzeit äußerst fruchtbar und die Kinder kamen alle kurz hintereinander zur Welt.[nbsp] Wenn zu Schützenfest unsere Frauen mit den Kleinen ins Festzelt kamen, rollten über 15 Kinderwagen über die Holzbohlen. Sah immer eindrucksvoll aus an unserem Tisch. Damals dauerten auch die Weihnachtsfeiern des Vereins dementsprechend lange. Bis der Weihnachtsmann alle unsere Kinder beschenkt hatte, das konnte dauern…“

Stelle Jonges 1979
Im Königsjahr 1979. Wachzug „Stelle Jonges“ unterwegs. Gruppenkönig Heinz Josef Pierkes, Zugführer Norbert Joosten

„Einen Frühschoppen im Festzelt werde ich nie vergessen. Wir hatten eine, sagen wir mal stark beleibte Kellnerin. Die hieß bei uns schnell „T34“ (für die jüngeren: So hieß früher ein kräftiger Panzer) Unser „T34“ war an dem Morgen auch gut drauf und hat immer schon mal einen mitgetrunken. Nach dem ausgedehnten Gelage gingen wir dann zum Mittagessen zu einem Schützenkameraden nach Hause. Als wir unsere Kellnerin fragten, ob sie nicht mitkommen wollte, sagte sie spontan zu. Nach dem Essen stieg dann noch einmal die Stimmung und der „T34“ wurde mit einem Schützenkameraden verheiratet. Den Segen bekam das „Brautpaar“ mit einer Klobürste verpasst…“

Stelle Jonges 1982
Ein Bild der „Stelle Jonges“ aus jüngeren Tagen

„Nach Schützenfest bringt meine Frau Inge die Uniform jedes Mal in die Reinigung. Dazu müssen ja bekanntlich Orden und Schnüre entfernt werden. Schützenfestsamstag habe ich dann wieder alles angebracht. Als ich mich dann auf den Weg machen wollte, passte die Uniform nicht mehr. Ich bin bald verrückt geworden und hab schon gedacht, die haben in der Reinigung die Uniformen vertauscht. Als Inge kam, schaute sie mich an,[nbsp] nahm in aller Ruhe die Schnüre ab, drehte sie in die richtige Richtung und befestigte sie wieder. Und plötzlich passte auch die Uniform wieder. Seit dem brauche ich das nicht mehr zu tun…“

„In einem Jahr bin ich nach Brezelschießen zu unserem Schützenkameraden Heinrich Verhalen nach Hause gegangen. Wir hatten noch viel Spaß zusammen und haben einige Biere geleert. Ich dachte nur noch: Zu Fuß kann ich jetzt nicht mehr nach Hause gehen. So habe ich mir ein Taxi gerufen. Der hat vielleicht gekuckt, als ich nach 150 Metern „Stopp“ gerufen habe. Da war ich nämlich schon zu Hause…“

„Wir haben ja in Neersen einen wirklich schönen Weihnachtsmarkt. Also bin ich mit Inge dorthin gegangen. Wir wollten ein bisschen bummeln. Dort trafen wir dann nacheinander einige meiner Gruppenkameraden samt Frauen, die dieselbe Idee hatten. Wir steuerten die Glühweinbude an und wollten einen Glühwein trinken. Jetzt kam es natürlich wie es kommen musste. Ich kann euch sagen, der Tag nahm ein fürchterliches Ende. Davon erzählen sich unsere Kameraden heute noch. Vom Weihnachtsmarkt haben wir dabei alle nicht viel gesehen. Aber für Umsatz haben wir trotzdem ordentlich gesorgt…“

Stelle Jonges 1982
Eine schöne Einrichtung der Gruppe: gemeinsames Frühstück mit unseren Frauen im Festzelt.

Stelle Jonges 1985„Wir unternehmen jedes Jahr eine zweitägige Radtour, die von einigen Kameraden der Gruppe ausgearbeitet wird. So treffen wir uns samt Frauen morgens mit unseren Velos und ab geht`s. Unterwegs werden natürlich einige Stopps eingebaut, denn radeln macht ja auch hungrig und durstig. Im Hotel angekommen, wird dann gemütlich zu Abend gegessen. Wir freuen uns dann auf den gemütlichen Abend, der uns das Radfahren am nächsten Tag erheblich erschwert…“

„Antreten am Vereinslokal Laumen im vergangenen Jahr unter König Klaus. Inge, meine Frau, hat meinen Sohn Daniel und mich pünktlich dort abgesetzt. Zu pünktlich, wie sich später rausstellte. Als wir ins Lokal eintraten, fragte mich Friedhelm verwundert `Was wollt ihr denn schon hier´ – wir waren eine Stunde zu früh. So konnten wir aber wenigstens einmal gemütlich ein Bier trinken. Ist ja sonst ziemlich schwierig als Minister…“

Erzählt von Peter Schillings,
niedergeschrieben durch Thomas Hecker.

Kränzen vor Schützenfest

In dieser Ausgabe des Festheftes eine weitere Folge unserer Grünweißen Geschichten. Dieses Mal war ich zu Besuch bei unseren Kameraden Josef Kaiser und Heinrich Verhalen vom Jägerzug „Gut Schuss“. Schon die frühe Jugend der beiden ist von Gemeinsamkeiten geprägt. Nicht nur, dass sie die Schulzeit zusammen verbringen, sie treten im Jahre 1959 auch gemeinsam dem Schützenverein bei. Als Königspagen sind sie Mitglied im damaligen Hofstaat um König Johann Erkes.

Hiervon handeln die diesjährigen Erzählungen.

„Begonnen hat alles damit, dass sich unsere Eltern darüber unterhielten, ob wir beiden nicht Königspage bei König Johann Erkes werden wollten. Noch am selben Tag, fuhren wir gemeinsam mit vielen Schützenkameraden zur Uniformanprobe nach Korschenbroich, ins Uniformhaus „Hintzen“, denn bis Schützenfest waren es nur noch ca. 2 Wochen. Dafür stellte Peter Gather eigens seinen LKW zur Verfügung. Alle Mann rauf auf die Pritsche und los ging es. Die Uniformen waren schnell ausgesucht, denn die älteren Schützen hatten es eilig. Später wussten wir auch warum. Es ging nämlich nicht auf dem schnellsten Weg nach Hause. An etlichen Kneipen wurde angehalten und eine „Rast“ eingelegt. Wir bekamen überall ein Blümchen. So nannte man zu damaliger Zeit ein kleines Glas „Bluna“. Als wir nach unzähligen Stopps in Schiefbahn beim „Loosen Sack“ (Hubertusklause) angekommen waren, brachte man uns Stöpkes nach Hause. Die Schützen hielt das aber nicht davon ab, noch lange die erfolgreiche Anprobe zu feiern…“

Königshaus 1959
Josef und Heinrich (vorne v. l. n. r.) als „echte Königspagen“

„Endlich war Donnerstag. Nicht irgendein Donnerstag, nein – es war Donnerstag vor unserem ersten Schützenfest. Wir wussten, dass heute unsere Uniformen und natürlich die der anderen Schützen bei Stocks abgeliefert würden. Doch uns interessierten nur unsere Pagenuniformen. Die holten wir, ohne lange zu zögern, geschwind ab. Natürlich wollten wir uns sofort unseren Müttern präsentieren, schließlich konnten die nicht mit zur Anprobe fahren. War natürlich wieder lästig, Kniestrümpfe, Samthose und die schöne rote Samtuniform anzuziehen. Doch dann standen wir mit stolzgeschwelter Brust vor unseren Eltern. Und die waren, so glauben wir, auch ein bisschen stolz auf uns…“
„Da wir beide jetzt richtige Königspagen waren, mussten wir natürlich einen perfekten Königsdiener üben. Das war damals noch so üblich. Den übten wir zu Hause vor dem Spiegel. Unsere „Verneigungskünste“ konnten wir dann stolz zum Schützenfest präsentieren. Immer, wenn der König und seine Minister aus ihren Kutschen aussteigen wollten, sprangen wir Königspagen runter vom Kutschbock (für uns Kinder übrigens sehr spannend dort oben, wir durften auch mal die Zügel halten) öffneten ihnen die Kutschtüre, zogen die Mütze ab und verneigten uns beim Aussteigen des Königshauses. Dies war bestimmt ein schöner Anblick. Wir wissen nur bis heute nicht, wem die Zuschauer mehr zuklatschten. Dem König oder unseren Verneigungskünsten…“

Minister 1959
. . hoch auf dem (gelben ??) Wagen!

Königshaus 1959
„Als wir das erste Mal vor unserem Königshaus laufend, die Front abschritten, war das schon ein ergreifendes Gefühl für uns 11jährige. Wir zwei Kinder liefen schließlich ganz vorne, vor den Ministern vorm König. Das da vor uns noch der Königsoffizier lief, fiel uns in dem Moment gar nicht auf. Wir waren einfach nur stolz…“

Pagen 1959
v.l.n.r.: Josef Kaiser, Wolfgang Hoster, Hans Kappertz, Herbert Schäfer, Hans-Josef Kraft, Bernd Schroeder, Josef Schwertfeger, Peter Brüggen, Heinrich Verhalen und die beiden Blumenkinder Helga Seib und Erika Erkens

„Am frühen Montagnachmittag fanden sich beim König Johann Erkes die Ehrengäste und Honoratioren ein. Alle tranken zuerst gemeinsam Kaffee und nachher gab es auch noch andere Getränke. Für uns Kinder wurde das natürlich langweilig. Aber wir hatten ja genug Zeit, um gemeinsam mit den Blumenmädchen Erika Erkes und Helga Seib eine Menge Unfug zu machen.[nbsp] So dauerte es auch nicht lange und wir hatten uns eine Menge kräftiger Rüffel eingefangen. Das hielt uns aber nicht davon ab, uns mit weiterem Unsinn die Zeit zu vertreiben…“

Königshaus 1959
Das Königshaus 1959 mit dem kompletten Hofstaat:
König Johann Erkes, 1. Minister Hans Seib, 2. Minister Hubert Kleinsorg

„Eins fanden wir schon damals schade: An den Abenden durften wir nicht mehr mit ins Zelt. Heute wissen wir, was wir verpasst haben. Das Königsjahr 1959 verging wie im Fluge und als wir dann die schöne rote Samtuniform abgeben mussten, waren wir mächtig traurig. Damit endete unser erstes Jahr im Schützenverein „Klein Jerusalem“.[nbsp] Es war ein richtig schönes Schützenfest…“

Erzählt von Josef Kaiser und Heinrich Verhalen,
niedergeschrieben von Thomas Hecker.